QR-Codes sind ja inzwischen ganz schön alte Hüte auf dem Markt. In den USA und Europa haben sie sich nach einem ersten Hype vor ein paar Jahren über einen netten Marketing Gag hinaus nicht wirklich etablieren können, während sie in China und Japan an jeder freien Stelle zu finden sind und sogar sofortige Gutscheine zur Verfügung stellen. Hierzulande werden sie zwar immer mal wieder eingesetzt; aber auch, wenn wir keine offiziellen Studien haben: Uns im Studio1® beschleicht so das Gefühl, dass sie hier noch weit unter ihrem Potenzial liegen. Was sind QR-Codes, wie können wir sie sinnvoll und kreativ benutzen und: Was können wir für den E-Commerce noch von Japan und China lernen?
Was ist ein QR-Code und wie funktioniert er überhaupt?
Die Abkürzung steht für „Quick Response“, der Code an sich ist eine grafische Kodierung von Informationen: Es handelt sich um einen 2D Code, also der hingegen einem 1D Code – wie einem Barcode – nicht nur in eine (vertikale) Richtung kodiert, sondern in zwei. So kann eine höhere (binäre) Datendichte verschlüsselt werden: Der Code mit seinen schwarz-weißen, jedenfalls stark kontrastierenden Flächen, wird maschinell ausgelesen und elektronisch weiterverarbeitet bzw. dekodiert (oder auch konvertiert, die Wortwahl ist für Nicht-Techniker hier aber auch besonders perfide :-)). QR Codes sind für den Menschen zwar nicht lesbar, aber wie bei unserer Sprache steht eine bestimmte Abfolge für ein bestimmtes Zeichen. Auf diese Weise können sie bis zu einer halben A4-Seite Text verschlüsseln. Gut, das ist jetzt sehr technisch gewesen, aber wir haben verstanden, dass sie grafisch, aber auch digital funktionieren und daher schon irgendwie ziemlich faszinierend sind. Deswegen lassen sie sich weder dem Offline Marketing, noch strikt dem Online Marketing zuordnen.
Wirklich spannend: Die Geschichte des QR-Codes
Ursprünglich sind QR Codes auch nicht für das Marketing, sondern als japanische Erfindung aus den 90er Jahren für die produzierende Industrie entwickelt worden. Die Herausforderung bestand damals darin, grafische Codes für die Lesegeräte in der Automobil-Herstellung zu entwickeln, die auf einer kleinen Fläche mehr Informationen transportieren können als die einfachen Strichcodes – und die im Übrigen auch funktionieren sollten, wenn die Fläche beschmutzt oder beschädigt ist. Als wir aber die Smartphones in die Hände bekamen, hielten sie dann auch in unserem Alltag Einzug. Auf Plakaten, bei Veranstaltungen usw.: Überall tauchten mit einem Mal die kleinen schwarz-weißen Kästchen auf und man sieht bis heute viele Menschen, die sie mit ihrem Handy scannen.
Anfänge des QR-Codes: Von Medienbrüchen und Tippfehlern
Das Marketing hat QR Codes dann ganz für sich entdeckt: Denn ein Schreckenswort eines jeden Marketers war lange Zeit der so genannte Medienbruch, der mindestens so alt ist wie das Internet selbst. Medienbruch bedeutet, dass die Informationsbeschaffungskette unterbrochen wird, weil eine Adresse händisch abgetippt werden muss; es bestand also ein Bruch zwischen Offline und Online-Welt, den es zu überwinden galt. Hier kam der QR Code genau richtig: Denn von nun an mussten die Internetadressen nicht mehr umständlich eingegeben werden, sondern waren medienübergreifend verfügbar und der User sparte viel Zeit – und Nerven: Hallo, i bims, der Tippfehler :-)
Gängige Anwendungen von QR Codes heute
Wo er einem nicht schon überall begegnet ist: In erster Linie auf Produkten, Flyern oder Printanzeigen, aber sogar schon auf Kaffeetassen, auf Messeständen, Parkbänken oder in Naturparks und, und, und ... Sehr schnell schauen wir auf diesem Weg in Online Shops oder auf Landing Pages vorbei oder sehen Bilder und Videos an; sie lassen sich aber auch auf Visitenkarten anbringen und schicken den User auf ein XING- oder LinkedIn-Profil. Sogar in einem Bewerbungsverfahren ließe sich mit einem QR-Code recht gut zeigen, dass man nicht von Pappe ist: Denn der eigene Kontakt kann so verlinkt werden, dass er gleich in einem Ordner auf dem Speicher des Recruiters landet. Hier gibt es viele technische Raffinessen und Spielereien.
Unser Tipp: Wenn Sie in irgendeiner Weise über einen QR Code nachdenken, dann bringen sie unbedingt kurz und knapp eine Information an, wohin die Seite führt. Das kann auch ein kleiner Spruch oder knackiger Slogan sein, aber ein nackter „QR-Code ohne alles“ will vielleicht mit der Neugier spielen, aber so groß ist sie meistens dann auch nicht, um extra das Handy herauszuholen und um zu schauen, was sich dahinter versteckt, dafür ist die tägliche Reizüberflutung einfach zu stark. Das ist leider die traurige Wahrheit. Mindestens ein Logo sollte integriert sein. Kommen wir also zu wirklich modernen Einsatzmöglichkeiten, wie sie in Japan, dem Heimatland des QR Codes, und China schon längst nicht mehr wegzudenken sind:
Online-to-Offline-Shopping: Echte Chancen für Ihren E-Commerce mit QR Codes
Dass QR Codes hierzulande ihr komplettes Potenzial noch nicht ganz ausschöpfen konnten, lag mitunter daran, dass viele Smartphone-Hersteller lange Zeit keine automatische Erkennung in die Kamera integriert haben und eine zusätzliche App für iOS und Android nötig war. Motorola hat zwar 2015 Abhilfe geschaffen, aber der größte Hersteller, nämlich Apple, zieht erst in diesem Herbst mit iOS 11 nach. Zu spät? Muss nicht sein, also halten wir mal eine kleine Brandrede FÜR den Einsatz von QR-Codes im Handel und E-Commerce, denn wir im Studio1® glauben fest an die zukünftige Verzahnung des Online- und des Offline-Geschäfts(O2O).
Das doppelte Einkaufserlebnis: Mit QR-Codes die Kunden ins Ladengeschäft locken
Gerade wer ein richtig echtes Ladengeschäft betreibt, also eins, in das man selbst hineingehen kann und sich die Produkte in echt ansehen kann, kann mit QR-Codes sein Online Marketing UND gleichzeitig sein Offline Marketing verbessern. Wie? Ganz einfach: QR Codes direkt neben den Produkten bieten nicht nur zusätzliche Informationen über das Produkt an, sondern auch sofortige Gutscheine, die abgespeichert an der Kasse vorgezeigt werden können. Der Clou: Der Kunde hat einen Anreiz, in Ihr Ladengeschäft zu gehen und hat sich dort vor Ort auch gleich in Ihren Webshop begeben. Das nennt man ein integriertes Shopping-Erlebnis, woran die Kunden wirklich Freude haben. Und in der Regel hat er die Seite in seinem Browser auch dann noch auf, wenn er das Ladengeschäft verlässt. Dies ist in Japan und China schon längst Usus und hat dazu geführt, dass der Handel insgesamt weitaus erfolgreicher, mit weitaus höheren Umsätzen läuft als bei uns.
Online einkaufen und bezahlen von unterwegs
In U-Bahnen, Bussen, an Haltestellen, überall, wo Leute warten und Langeweile schieben, sind QR-Codes eine ideale Möglichkeit, um auf den Webshop oder die Webseite zu lenken, bzw. die eigene App zum Download anzubieten. In Japan und China werden QR-Codes auch als Zahlungsmittel eingesetzt. Auch in diesem Punkt, dem kontaktlosen Bezahlen direkt am Point of Sale (PoS), haben sie sich hier noch nicht wirklich durchgesetzt. Wie funktioniert das Bezahlen mit einem QR-Code? Zuerst muss der Anreiz geschaffen werden, denn viele Kunden haben hier die ein oder anderen Bedenken. Anreize sind Gutscheine, Bonussysteme oder Rabatte. Ein QR-Code bietet daraufhin die Möglichkeit, dass der Kunde beim Scannen die Zahlung mit den vorab hinterlegten Kontoinformationen vollzieht.
Unser Fazit:
Wir haben hier noch viel Nachholbedarf. Auch wenn QR-Codes inzwischen banal wirken, auch bei Schüler-Projekttagen eingesetzt werden und insgesamt als ein braver Versuch wirken, digitale Zukunft zu leben, QR-Codes bieten noch viel mehr Potenzial. Technisch ist alles möglich, wir müssen nur kreativ sein :-) Wichtig ist auch, dass der Einsatz von QR Codes für den E-Commerce gut durchdacht ist, es muss eine richtige Strategie und einen festgeschriebenen Prozess geben, wie was in welcher Situation oder bei welchem Kundenverhalten geschehen soll. Sonst wirkt es ganz schnell übereilt und unprofessionell. Fragen Sie am besten die Agentur Ihres Vertrauens nach einem Consulting-Gespräch :-)
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